von Dr. med. Volker Schmiedel
Das Verhältnis der Omega-6-Fettsäure→ Arachidonsäure (AA) zur →Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA). Er gilt als Mass für eine Disposition zu →Entzündungen. Er wird in ausführlichen Fettsäureanalysen als Score mitgeliefert und ist die Grundlage für eine Ernährungsberatung bzw. Indikationsstellung für eine Therapie mit Omega-3. In vielen wissenschaftlichen Omega-3-Studien wird der AA/EPA-Quotient als wichtiger Parameter verwendet. Bei einem hohen Quotient ist das Risiko des Auftretens zahlreicher Krankheiten (z.B. Alzheimer, Krebs, Rheuma) deutlich erhöht.
Die wichtigste pflanzliche →Omega-3-Fettsäure. Vorkommen in Lein-, Raps- und Hanföl. Exotische Quellen sind Chiasamen, Perillaöl und Inkanüsse. Der Gehalt dieser Lebensmittel entspricht etwa dem des Leinöls, der Preis liegt aber um ein Vielfaches höher. ALA gilt als essentieller Nährstoff und sollte in einer Menge von 0,5 % der täglichen Kalorien (entspricht etwa 2 g oder 1 TL Leinöl oder 2 EL Rapsöl) zugeführt werden. In den meisten Studien erwies sich ALA nicht als so wichtig wie die Omega-3-Fettsäuren →EPA und →DHA. Der menschliche Organismus kann ALA zu EPA und DHA konvertieren. Die Konversionsraten sind allerdings sehr niedrig (unter 10 %), so dass eine hohe Zufuhr von ALA zwar empfehlenswert ist, aber keinen Ersatz für eine Zufuhr von EPA und DHA darstellt.
Medikament zur Vorbeugung oder Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Synthetische Antiarrhythmika haben sich in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen zwar als wirksam erwiesen, beinhalten aber gleichzeitig das Risiko der Entstehung von Herzrhythmusstörungen, die dann aber lebensgefährlich sein können. In manchen Studien (z.B. CAST-Studie) wurden Herzrhythmusstörungen zwar effektiv therapiert, in der Gruppe der mit Antiarrhythmika behandelten Patienten lag die Sterblichkeit aber deutlich höher, weshalb die Indikation zur Behandlung mit synthetischen Antiarrhythmika äusserst streng gestellt werden sollte. Omega-3-Fettäsuren als natürliche Antyarrhythmika haben sich hingegen als wichtiger Faktor in der Verringerung der Sterblichkeit durch Herzrhythmusstörungen erwiesen. Das Sterblichkeitsrisiko kann bei guter Omega-3-Versorgung vermutlich zwischen 50 und 90 % gesenkt werden.
Substanzen, die andere Substanzen vor →Oxidation schützen. Ranzigwerden von Butter, Rosten von Eisen und Braunwerden eines Apfelstückes an offener Luft sind Beispiele für Oxidationsprodukte, die dann eine irreversible Schädigung der Substanz darstellen. Antioxidantien sind bestimmte Vitamine (z.B. Vitamin C, E), Mineralstoffe (z.B. Selen, Zink, die zwar nicht selbst antioxidativ wirken, aber notwendige Bestandteile biologischer, antioxidativer Enzyme sind) und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (z.B. Lycopin aus der Tomate, Katechin aus dem Grüntee, Anthoyan aus der Roten Weintraube). Ungesättigte Fettsäuren oxidieren an der Luft und bei hohen Temperaturen leicht. Omega-3-Fettsäuren sind daher besonders anfällig für Oxidation. Viele Hersteller fügen ihren Fischölpräparaten daher Vitamin E zu, oft sogar synthetisches Vitamin, was aus verschiedenen Gründen eher ungünstig ist. San Omega wird hingegen durch den natürlichen Polyphenolgehalt eines hochwertigen biologischen Olivenöls geschützt. Eine geöffnete Flasche kann mindestens einen Monat im Kühlschrank die hohe Qualität des Öles gewährleisten.
Die wichtigste und vermutlich schädlichste →Omega-6-Fettsäure. Sie kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor. Alle tierischen Lebensmittel enthalten Arachidonsäure - je fetter, desto mehr. Je höher der Gehalt im Blut ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit für zahlreiche Erkrankungen, besonders für →Entzündungen. Bestandteil einer ganzheitlichen Omega-Therapie ist also nicht nur die Zufuhr von Omega-3, sondern die gleichzeitige Reduktion von Omega-6, insbesondere von →Arachidonsäure.
Herzhythmusstörung, bei der die Vorhöfe gar nicht mehr und dadurch das Herz völlig unregelmässig schlägt (Synonym: absolute Arrhythmie, Vorhofflimmern). Das Herz ist hierdurch um ca. 20 % geschwächt. Die Gefahr eines Schlaganfalls liegt unbehandelt bei ca. 2-5 % (pro Jahr!). Ein hoher Spiegel von Omega-3 schützt vor dieser Arrhythmie.
Wichtige →Omega-3-Fettsäure. Kommt hauptsächlich in maritimen Quellen vor (z.B. Fische, Krustentiere, Kaviar, Krill). Süsswasserfische enthalten zwar auch DHA, aber relativ wenig. Die einzige bedeutsame pflanzliche Quelle ist das Algenöl. DHA schützt vor zahlreichen Erkrankungen. Hirn- und Nervengewebe sind besonders reich an DHA.
Wichtige →Omega-3-Fettsäure, ansonsten siehe DHA.
Wissenschaftliche Untersuchung, die den Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein bestimmter Faktoren und der Häufigkeit von Krankheiten untersucht. Beispiel: Hohe Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren bzw. hohe Blutspiegel haben sich in epidemiologischen Studien als Schutzfaktor vor Krankheiten wie tödlichen Herzrhythmusstörungen, Krebs oder Rheuma erwiesen. Ein statistischer Zusammenhang in einer epidemiologischen Studie ist noch kein Beweis für eine klinische Wirksamkeit, aber ein wichtiges Indiz.
Klassische Entzündungszeichen sind Rötung, Wärme, Schwellung, Schmerz und eingeschränkte Funktion (z.B. Reaktion nach einem Wespenstich, bakterielle Halsentzündung, akute Entzündung bei Gelenkrheuma). → Omega-3-Fettsäuren mindern Entzündungen. Klassische, chronische Entzündungskrankheiten sind u.a. Asthma, Rheuma, Neurodermitis, Psoriasis, MS, Lupus, Schilddrüsenentzündung (z.B. Hashimoto), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Bei all diesen Krankheiten sollten →Omega-3-Fettsäuren in hoher Menge zugeführt und damit der →AA/EPA-Quotient verbessert werden.
Botenstoffe, die Entzündungen fördern (z.B. bestimmte →Prostaglandine). →Omega-6-Fettsäuren sowieso hoher Körperfettgehalt fördert die Bildung von Entzündung, →Omega-3-Fettsäuren schützen dagegen vor Entzündung.
Ernährungsempfehlung auf Basis der Ernährung von Eskimos (korrekter: Inuit). Die Eskimo-Diät enthält viel Fisch und ist reich an →Omega-3-Fettsäuren.
Auf wissenschaftlichen Beweisen gestützte Medizin. Grundlage hierfür sind randomisierte Doppel-Blindstudien, bei denen Probanden randomisiert (zufällig) verschiedenen Therapien zugeordnet werden. Doppelte Verblindung bedeutet, dass weder Proband noch Versuchsleiter wissen, welcher Proband das Verum (die „richtige“ Therapie) oder das Placebo (Scheintherapie) erhält. Aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage darf die Therapie mit Omega-3-Fettsäuren bei zahlreichen Erkrankungen als evidenzbasiert gelten, hat sich aber im medizinischen Alltag bisher kaum durchgesetzt.
Bluthochdruck.
Probanden erhalten ein Medikament oder ein Verfahren im Vergleich zu einem Placebo (Scheinmedikament oder –therapie), um die Überlegenheit der Intervention wissenschaftlich zu belegen. Beispiel: In einer Interventionsstudie erwies sich die zusätzliche Gabe von Fischöl zu einem Antidepressivum einem Placebo als signifikant überlegen.
Verengung der Herzkranzarterien, kann zu Herzinfarkt führen.
Öl aus Krill. Krill besteht aus garnelenförmigen Kleinkrebsen, die Bestandteil des Zooplanktons der Weltmeere sind. Krillöl ist reich an →Omega-3-Fettsäuren, aber um ein Vielfaches teurer als Fischöl. Eine effektive Behandlung mit Krillöl würde mehrere hundert Franken pro Monat kosten, weshalb eine Behandlung mit Fischöl unbedingt vorzuziehen ist. Die üblicherweise empfohlene Behandlung mit ein bis zwei Krillölkapseln pro Tag ist unterdosiert und untauglich.
Die wichtigste pflanzliche →Omega-6-Fettsäure. Linolsäurereich sind z.B. Sonnenblumen-, Distel-, Sojaöl sowie alle Produkte aus industrieller Tiermast, da hier meist linolsäurereiche Sojapellets eingesetzt werden. Um chronische →Entzündungen zu vermindern, sollte auch Linolsäure in der Nahrung eingeschränkt werden.
Mittelmeerkost, wie sie in den Mittelmeeranrainerstatten bis Anfang der 60erJahre des letzten Jahrhunderts vorherrschte. Mediterrane Diät ist im Vergleich zu heutigen Kost in Industriegesellschaften reich an vegetabilen Lebensmitteln (z.B. Obst, Salat, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide) sowie pflanzlichen Ölen (vor allem Olivenöl) und →Omega-3-Fettsäuren aus Meeresprodukten, wohingegen die Zufuhr von Fleisch und anderen tierischen Produkten relativ niedrig ist. Mediterrane Kost schützt vor zahlreichen Krankheiten, z.B. der →koronaren Herzkrankheit.
Zusammenfassung mehrerer gleichartiger Studien, gilt heute als Goldstandard der →evidence based medicine. Beispiel: In einer Meta-Analyse zu ¬→Omega-3-Fettsäuren und Diabetes konnte eine klare Schutzwirkung nachgewiesen werden.
Die wichtigste Omega-9-Fettsäure. Vorkommen z.B. in Oliven-, Raps- und Mandelöl. Ölsäure verhält sich bezüglich →Entzündungen neutral, da der →Omega-6/3-Quotient durch Omega-9-Fettsäuren nicht beeinflusst wird.
Alle Fettsäuren mit einer Doppelbindung der Kohlenwasserstoffkette an der dritten Stelle vom Omega-Ende. Die wichtigsten Omega-3-Fettsäuren sind →Alpha-Linolensäuren, →DHA und →EPA. Omega-3-Fettsäuren schützen vor →Entzündungen, →koronarer Herzkrankheit und zahlreichen weiteren Erkrankungen.
Die Summe von →EPA plus →DHA im Verhältnis zu allen Fettsäuren. Ein Omega-3-Index von unter 4 % wird als prognostisch ungünstig, ein Omega-3-Index von über 8 % wird als günstig besonders bei Herzkrankheiten angesehen, da in →epidemiologischen Studien Zusammenhänge zwischen niedrigem Omega-3-Index und der Häufung von Krankheiten gefunden wurde.
Alle Fettsäuren mit einer Doppelbindung der Kohlenwasserstoffkette an der sechsten Stelle vom Omega-Ende. Die wichtigsten Omega-6-Fettsäuren sind →Arachidonsäure und →Linolsäure. Omega-6-Fettsäuren fördern →Entzündungen und zahlreiche weitere Krankheiten (z.B. Krebs).
Verhältnis aller →Omega-6- zu allen →Omega-3-Fettsäuren. Ähnlich dem →AA/EPA-Quotienten, bei nur →Arachidonsäure und →EPA berücksichtigt werden. Beide sind Prädiktoren für →Entzündungen und anderen Krankheiten. In manchen Laboren und Studien wird der eine, in manchen Laboren und Studien der andere Quotient präferiert.
Alle Fettsäuren mit einer Doppelbindung der Kohlenwasserstoffkette an der neunten Stelle vom Omega-Ende. Die wichtigste Omega-9-Fettsäure ist die →Ölsäure.
Reaktion einer Substanz mit Sauerstoff, ungesättigte Fettsäure oxidieren leicht, mehrfach ungesättigte Fettsäuren oxidieren noch leichter, besonders gefährdet sind →Omega-3-Fettsäuren, weswegen →antioxidative Nährstoffe in der Nahrung sehr wichtig sind.
Botenstoffe, die aus Fettsäuren entstehen. Prostaglandine aus →Omega-6-Fettsäuren sind die so genannten „schlechten“ Prostaglandine, weil sie u.a. die Gerinnselbildung in Gefässen fördern, Gefässe verengen und →Entzündungen verstärken. Prostaglandine aus →Omega-3-Fettsäuren sind die so genannten „guten“ Prostaglandine, weil sie u.a. die →Thrombozytenaggregation hemmen, Gefässe erweitern und →Entzündungen vermindern.
Aufgrund archäologischer Forschung und der Analyse der mutmasslichen Ernährung unserer Vorfahren aus der Steinzeit haben Ernährungswissenschaftler errechnet, dass der →Omega-6/3-Quotient damals bei etwa 1:1 lag. Dies entspricht genau der Zusammensetzung, wie wir sie heute noch in der menschlichen Gehirnsubstanz finden. Unsere Nahrung enthält heute aber einen Quotienten von durchschnittlich 15:1 und höher. Viele unserer so genannten Zivilisationskrankheiten werden heute darauf zurückgeführt, dass wir uns von der Steinzeiternährung im Allgemeinen und von einem für uns natürlichen Omega-6/3-Quotienten so weit entfernt haben.
Unterschwellige →Entzündung, die subjektiv nicht bemerkt wird und keine klassischen Entzündungszeichen aufweist. Der Entzündungswert Blutsenkung ist allenfalls grenzwertig erhöht, der Entzündungswert CRP befindet sich in einem Bereich zwischen 1 und 5, was von den meisten Laboren noch als normal angesehen wird, aber schon ein Hinweis auf eine mögliche stille Entzündung sein kann. Arteriosklerose, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Herzinfarkt, Schlaganfall, praktisch alle neurodegenerativen Erkrankungen (z.B. Demenz, Alzheimer, Parkinson), Krebs, Trauma, Operation, Übergewicht, Kachexie (starkes Untergewicht), nicht-alkoholische Fettleber sowie psychische Erkrankungen werden heute als Krankheiten angesehen, bei denen stille Entzündungen beteiligt sind.
Thrombozyten sind unsere Blutplättchen, die massgeblich an der Blutgerinnung beteiligt sind. Hochrisikopatienten (z.B. Patienten nach Herzinfarkt, Schlaganfall oder bei Vorliegen mehrerer Risikofaktoren) erhalten Thrombozytenaggregationshemmer, um einer Gerinnselbildung vorzubeugen. Der bekannteste ist das ASS (Acetylsalicylsäure, z.B. Aspirin®). →Omega-3-Fettsäuren haben prinzipiell dieselbe Wirkung (allerdings ohne mit den Nebenwirkungen der Medikamente wie Magengeschwüre behaftet zu sein). Darauf ist wahrscheinlich ein Teil der protektiven Wirkung von Fischöl für →koronare Herzkrankheit oder Schlaganfall zurückzuführen. Man kann allerdings noch nicht sagen, dass beispielsweise ein EL Fischöl dieselbe Thrombozytenaggregationshemmung wie eine Tablette ASS aufweist.
Ungesättigte Fettsäuren, bei denen die Wasserstoffatome an der Doppelbindung jenseits (trans) angeordnet sind. Die meisten natürlichen Fettsäuren weisen hingegen an der Doppelbildung diesseits (cis) gelegene Wasserstoffatome an. Transfettsäuren werden heute von der AHA (amerikanische Herzgesellschaft) neben Cholesterin und Rauchen als einer der wesentlichen Risikofaktoren für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall angesehen. Das Krebsrisiko ist wahrscheinlich auch erhöht. Praktisch alle Lebensmittel in amerikanischen Supermärkten sind bezüglich des Transfettsäuregehalts gekennzeichnet. Einige amerikanische Restaurants werben mit dem Hinweis, dass alle ihre Speisen frei von Transfettsäuren sind. Gute Fettsäureanalysen enthalten heute auch den Gehalt der wichtigsten Transfettsäuren, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Reich an Transfettsäuren sind viele hoch raffinierte Lebensmittel, die hoch erhitzte ungesättigte Fettsäuren erhalten. Transfettsäuren entstehen nicht beim Kochen, können aber beim Braten mit hohen Temperaturen entstehen.
Die Welt der Medizin ist voller Fachausdrücke. Mit diesem Glossar möchten wir Ihnen einige solcher Begriffe näher bringen und auch für Laien verständlich machen.